Dorothee Röhrig

Vertraut und fremd zugleich
Als Dorothee Röhrig, 1952 in Tübingen geboren, auf ein altes Foto ihrer Mutter stößt, setzt sich ein gewaltiges Gedankenkarussell in Bewegung. Was weiß die Autorin über diese Frau, die sie zur Welt gebracht hat, jene Frau, die erst 18 Jahre alt war, als ihr Vater Hans von Dohnanyi hingerichtet wurde? Über diese Frau, Barbara Bayer von Dohnanyi, die nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte, ihre traumatisierte Mutter Christine wieder in ein neues Familienleben einzubetten – so wie die Autorin später selbst für ihre von den Verlusten gezeichnete Mutter da war?
Mit großer emotionaler Ehrlichkeit erzählt Dorothee Röhrig in ihrem gerade im Februar erschienenen Werk „Du wirst noch an mich denken – Liebeserklärung an eine schwierige Mutter“ vom widersprüchlichen Verhältnis zu ihrer eigenen Mutter und der Rolle der Frauen in einer außergewöhnlichen Familie, zu der unter ande-rem auch Dietrich Bonhoeffer gehört. Das Buch der langjährigen Chefedakteurin und Mitbegründerin der Zeitschrift „emotion“ spiegelt ein Nachdenken über die Ambivalenz der Gefühle und darüber, was es heißt, Teil einer besonderen Familie zu sein, die sehr sichtbar an unterschiedlichen Positionen in der Öffentlichkeit steht – einer Familie, die zudem jedem einzelnen ihrer Mitglieder viel abverlangt.